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Globale Lieferketten – lokale Herausforderungen

Die Nachfrage nach Rohstoffen wird stark vom Baugewerbe und dem verarbeitenden Gewerbe beeinflusst. Während Analysten sich die Hände reiben, hebt der aktuelle Anstieg der Rohstoffpreise die weltweiten Wirtschaftskreisläufe aus den Angeln. Eine verheerende Situation, aber der Mangel bietet auch Chancen.

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Eva Herrmann

Architect and freelance journalist with focus on communication the culture of building/architecture.

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Globale Lieferketten – lokale Herausforderungen
Stahl gehört unter anderem zu den Rohstoffen, deren Preise massiv angestiegen sind (Photo by Christophe Dion on Unsplash)

Dieser Artikel gehört zur Collection Qualität & Effizienz

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„Die Welt ist im Rohstoff-Rausch“ titelt eine große deutsche Tageszeitung im August 2021. Doch während Analysten sich die Hände reiben, hebt der aktuelle Anstieg der Rohstoffpreise die weltweiten Wirtschaftskreisläufe aus den Angeln. Es fehlt an allem: Elektronikbauteile, Kunststoff und Schnittholz, aber auch Dämmmaterial, Metall, sogar Seife und Reinigungsmittel sind betroffen. Eine verheerende Situation, aber der Mangel bietet auch Chancen für die Baubranche.

Die Nachfrage nach Rohstoffen wird stark vom Baugewerbe und dem verarbeitenden Gewerbe beeinflusst. Eine aktuelle Berechnung des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie e.V. fasst die Entwicklungen in konkrete Zahlen: Der Preis für Betonstahl in Stäben lag im Juni 2021 um 62,3 % über dem Niveau von Juni 2020, der Preis für Bitumen um 56,7 %. Im Vergleich zum Vorjahr liegt der durchschnittliche Preis für Bauhölzer um 58,8 % höher, der Erzeugerpreis von Dämmplatten aus Polystyrol stieg seit Dezember 2020 um 27,3 %. Höhepunkt der Hausse war der Holzpreis, der sich binnen weniger Monate verdreifacht hat und wie Gold und Öl gehandelt wurde. Mit geringen Abweichungen ähneln sich die Dimensionen der Preisentwicklung für Baustoffe weltweit.

Die Gründe für die Materialknappheit und die Preisanstiege sind vielfältig: Ein temporäres Phänomen ist die eingeschränkte Förderung und Produktion von Rohstoffen während des Lockdowns. Die Produktivität hat trotz des Anziehens der Wirtschaft das Vorpandemie-Niveau noch nicht wieder erreicht. Dazu kommen Engpässe beim Transport und Lücken in der globalen Lieferkette durch Mangel an Containern oder Ausfälle von Produktionsstätten. Aber auch staatliche Konjunkturprogramme in China und den USA beeinflussen den globalen Handel. War China vor kurzem noch ein großer Exporteur von günstigen Stahlerzeugnissen, lässt die steigende Nachfrage im Bauwesen und Automobilbau das Land jetzt zum Importeur werden und zog ein Exportverbot für Stahlschrott nach sich. Das macht sich auch in der Verfügbarkeit von Kunststoffen bemerkbar, die größtenteils in Asien produziert und nach Europa importiert werden. War vorher noch die Rede von ausgeklügelten Just-in-time-Lieferungen, macht nun der Ruf nach einer nationalen Rohstoffstrategie für Baustoffe die Runde.

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Photo by Saad Salim on Unsplash

Not macht erfinderisch. Und bietet die Chance für eine längst überfällige Transformation in der Baubranche: denn das heutige lineare Wirtschaftsmodell ist nicht nachhaltig. Das Prinzip der Kreislaufwirtschaft dagegen kann wertvolle Ressourcen schonen. Anstatt das Produkt am Ende seiner Nutzungsphase zu entsorgen, werden die darin enthaltenen Rohstoffe wiederverwendet und erfahren im besten Fall ein Upcycling. Doch aus welchen Stoffen bestehen Bauelemente und Bauteile? Wie sind sie verbaut und mit welchem Aufwand können sie getrennt und in den Kreislauf zurückgeführt werden? Wie organisieren sich Angebot und Nachfrage? Die Digitalisierung vereinfacht die komplexen Prozesse, Software-Lösungen ermöglichen eine transparentere Informationsstruktur. War es bislang nicht wirtschaftlich, Material wiederzuverwenden, können durchdachte Materialkreisläufe zu Einsparungen entlang des Lebenszyklus von Gebäuden führen – zugunsten einer nachhaltigen Wertschöpfungskette.

Die Digitalisierung ist aber auch ein Hebel für mehr Ressourceneffizienz. Transparenz, Flexibilität und Informationsqualität werden durch Software-Lösungen, digitale Anwendungen und intuitive Technologien verbessert. Ob ressourcenschonende Bauweisen wie zum Beispiel Leichtbau- oder Hybrid-Konstruktionen, Produktionsverfahren wie 3D-Druck oder der Einsatz von Big Data oder deren Schwarmintelligenz sowie der Digitale Zwilling und Virtual Reality: Die Zeit der Verschwendung ist vorbei. Die Antwort auf die Materialkrise muss lauten: nachhaltiger Einsatz von Material durch innovative Technologien und transparente Materialkreisläufe. Nur so können die Abhängigkeit von globalen Materialkreisläufen und die daraus folgenden Spekulationen zukünftig aktiv beeinflusst werden. Der positive Einfluss auf die CO2-Bilanz und Energieeinsparung durch Wiederverwendung und lokale Transportwege ist ein schöner und zugleich enorm wichtiger Nebeneffekt.

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Photo by Oliver Paaske on Unsplash

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