Einblicke in die Arbeit von Nickl & Partner: Wie nachhaltige, sozial verantwortliche und digitale Architektur den Gesundheits- und Biowissenschaftssektor neu gestaltet. Zirkuläres Bauen, biophiles Design, digitale Governance und klimaresiliente Infrastrukturen zeigen, wie ESG-orientierte Strategien Gebäude zukunftsfähig machen – für heute und kommende Generationen.
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ESG-Standards durch Architektur unterstützen

Nickl & Partner gestaltet seit über 40 Jahren Architektur, die das menschliche Wohlbefinden fördert – ganz im Sinne von Healing Architecture.

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Magnus Nickl

Nickl & Partner

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ESG-Standards durch Architektur unterstützen

Dieser Artikel gehört zur Collection Nachhaltigkeit.

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Die Architektur im Bereich Healthcare und Life Sciences steht vor weitreichenden Herausforderungen, die sowohl strukturelle als auch soziale und wirtschaftliche Dimensionen umfassen. Viele bestehende Einrichtungen sind veraltet und entsprechen weder modernen medizinischen Anforderungen noch technologischen oder nachhaltigen Standards. Gleichzeitig verändern sich die Wirtschaftssysteme rasant: Ressourcenknappheit, steigende Baukosten und neue Finanzierungsmodelle erfordern effiziente und resiliente Bauweisen. Per se bauen wir für Menschen, aber gerade Gesundheitsinfrastrukturen müssen zunehmend für volatile, marginalisierte Gemeinschaften ebenso wie für privilegierte Individuen konzipiert werden - mit maximaler Flexibilität, um auf immer neue Herausforderungen reagieren zu können. Dabei geht es nicht nur um Gebäude oder Materialien. Vielmehr haben wir als Branche eine Verantwortung, die über rein bauliche Aspekte hinausgeht: Wir sind Teil der Gesellschaft und müssen aktiv zur Lösung gesamtgesellschaftlicher, sozioökonomischer Herausforderungen beitragen. Vor diesem Hintergrund gewinnt ESG-konforme Architektur zunehmend an Bedeutung. Nachhaltige, soziale und verantwortungsvoll geplante Gebäude können nicht nur Umweltstandards erfüllen und damit Innovationen vorantreiben, sondern auch bessere Bedingungen für den Einzelnen und die Gesellschaft insgesamt schaffen. ESG wird so zur treibenden Kraft für resiliente und zukunftsfähige Architektur.

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Der Gesundheitssektor ist für etwa 4,4 % der weltweiten CO₂-Emissionen verantwortlich. Wäre er ein eigenständiges Land, würde er als fünftgrößter Emittent von Treibhausgasen gelten. Bildcredit: Nickl & Partner

Umweltaspekte (E – Environmental)

Architektur kann einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks leisten. Das beginnt bei einer verantwortungsvollen Materialbeschaffung: Der Einsatz von recycelten und lokalen Materialien reduziert Transportwege und minimiert den CO₂-Fußabdruck. Nachhaltige Lieferketten und ein effizientes Abfallmanagement reduzieren den Ressourcenverbrauch zusätzlich. Nachhaltiges Bauen bedeutet aber nicht nur die Wahl der richtigen Materialien - auch intelligente Technologien spielen eine zentrale Rolle. Effiziente Lüftungsmethoden, passive Solartechnik und bessere Dämmung können den Energiebedarf von Gebäuden deutlich senken. Gerade im Hinblick auf den Klimawandel wird dies immer wichtiger. Sogenannte „Heat Days“ - Tage mit extrem hohen Temperaturen - werden in Zukunft häufiger auftreten. Umso wichtiger sind durchdachte, smarte Klimasysteme, die Hitze- und Kälteperioden ausgleichen und so den Komfort für Patienten, Besucher und Personal erhöhen. Dies wirkt sich nicht nur positiv auf das Wohlbefinden, sondern auch auf die Genesungsgeschwindigkeit aus.

Biophilic Design bietet ebenfalls ein großes Potenzial. Die Gestaltung von Außen- und Grünflächen trägt nicht nur zur Erhaltung der lokalen Identität und des Ökosystems bei, sondern schafft gleichzeitig einen Mehrwert für das Gebäude und seine Nutzer. Begrünte Fassaden und Dachlandschaften verbessern das Mikroklima, binden CO₂ und fördern die Biodiversität. Ergänzend spielen Regenwassernutzung, effiziente Sanitäranlagen und Abfallvermeidung durch Recycling und Kompostierung eine wichtige Rolle - Maßnahmen, die nicht nur die Umwelt schonen, sondern langfristig auch die Betriebskosten senken.

Ein weiterer Schlüssel zur nachhaltigen Architektur ist das zirkuläre Bauen. Modulare und serielle Bauweisen ermöglichen es, Gebäude so zu planen, dass Bauteile wiederverwendet und Ressourcen effizient genutzt werden können. Dieser Ansatz folgt dem Prinzip „Design for Disassembly“. Dies erleichtert nicht nur den Rückbau und die Wiederverwertung von Materialien, sondern führt auch zu effizienteren Arbeitsprozessen. Standardisierte Module ermöglichen eine flexiblere Nutzung und einen gezielteren Personaleinsatz, da Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leichter zwischen verschiedenen Standorten wechseln können.

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Beim Projekt Pflegeheim „Münchenstift“ in Allach-Untermenzing stand Nachhaltigkeit im Fokus und zeigt sich zunächst ganz direkt in der Holzfassade und Fassadenbegrünung. Tiefe Balkone sorgen für Außenraumbezug und die großzügig verglaste Südfassade lässt viel natürliches Tageslicht in den Innenraum. Die Balkone werden durch Kletterpflanzen begrünt, die das Mikroklima und Aufenthaltsqualität weiter verbessern. Bildcredit: Nickl & Partner

03_Memmingen - Nickl & Partner

Das Klinikum Memmingen ist nach dem Prinzip der Schwammstadt konzipiert. Die Schwammwirkung geschieht durch Maßnahmen wie begrünte Dächer, entsiegelte Flächen und spezielle Versickerungssysteme. Dies führt nicht nur zu einer effizienteren Nutzung der Wasserkreisläufe, sondern trägt auch aktiv zur Verbesserung des Mikroklimas und der Minderung urbaner Hitzeinseln bei. Bildcredit: Nickl & Partner

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Beim Kreiskrankenhaus Agatharied wurde bewusst auf die Integration natürlicher Elemente gesetzt, um nicht nur ökologische Vorteile zu erzielen, sondern auch das Wohlbefinden von Patienten, Besuchern und Mitarbeitern zu fördern. Das Konzept des Biophilic Designs spielt dabei eine zentrale Rolle. Bildcredit: Vieregg Design

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Als modulares System in den Abmessungen eines Standard-Containers sind die Very High-Cube Heavy Duty (VHCHD) Medical Modules leicht transportierbar und per Click-and-Connect-System schnell zu einem voll funktionsfähigen Krankenhaus aufbaubar. Die Module sind nach dem design for disassembly konstruiert und zu 95% vorfabriziert. Eine standardisierte Bibliothek für die Ausstattung stellt die funktionale und gestalterische Vielfalt sicher. Bildcredit: wwh.com

S – Soziales

Nachhaltigkeit umfasst nicht nur ökologische, sondern auch soziale Aspekte. Ein wichtiger Baustein ist das Stakeholder Engagement, das auf eine enge Zusammenarbeit aller Beteiligten setzt - vom Bauherrn über die Planer bis hin zu den Lieferanten. Fairness und faire Arbeitsbedingungen stehen dabei ebenso im Fokus wie langfristige Partnerschaften, die Innovation und nachhaltige Entwicklung fördern. Es macht einen Unterschied in der Akzeptanz und Wertschätzung der Bevölkerung, wenn das Material lokal bezogen und in der regionalen Wertschöpfung einen Mehrwert generiert.

Ein zentraler Aspekt des "S" sind aber auch soziale Metriken, die den Menschen in den Mittelpunkt stellen. Dazu gehören Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz, die durch ergonomische Gestaltung, Präventionsmaßnahmen und klare Sicherheitsrichtlinien gewährleistet werden. Ebenso wichtig ist ein gesundes Arbeitsumfeld, das durch natürliches Licht, gute Luftqualität und stressreduzierende Architektur das Wohlbefinden der Menschen fördert. Zukunftsorientierte Architektur bedeutet auch, nachhaltige Arbeitsplätze für die Zukunft zu schaffen. Flexible Gebäude müssen so konzipiert sein, dass sie sich robust an veränderte Arbeitsmodelle und gesellschaftliche Entwicklungen anpassen können. Architektur sollte nicht nur funktional, sondern auch menschenfreundlich sein, um das Wohlbefinden am Arbeitsplatz und in der Gesellschaft insgesamt zu verbessern. Gleichberechtigung, Inklusion und die Förderung einer Innovationskultur sind wesentliche Bestandteile nachhaltiger Bauprozesse, die langfristig sozial, ökologisch und ökonomisch tragfähig sind.

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A wooden façade made from sustainable, regional forestry is being constructed at Kantonsspital Baden. The approximately 180 cubic Am Kantonsspital Baden entsteht eine Holzfassade aus nachhaltiger, regionaler ForstwirtschaftDie rund 180 Kubikmeter Weißtannenholz, welche für die Fassaden des neuen Kantonsspitals verbaut werden, stammen aus dem umliegenden, nachhaltig bewirtschafteten Badener Ortsbürgerwald. Auch in Zuschnitt und Verarbeitung wird auf Ressourcen- und Energieeffizienz geachtet. Indem regionale Betriebe beauftragt wurden, bewegt sich das Holz nur in einem Radius von rund 126 Kilometer rund um die Baustelle. Bildcredit: Nickl & Partner

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Kantonsspital Baden. Bildcredit: Hans Georg Esch

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Dreidimensionale Gemeinschaft, Zum Licht wachsend, Vertikaler Wald – Dies sind die Leitgedanken des Senioren- und Pflegeheims in Shenzhen Longgang. Da wo die Menschen aufgrund ihrer eingeschränkten Mobilität nicht mehr in den angrenzenden Park gehen können, kommt der Grünraum über ein ausgeklügeltes Terrassensystem zu den Bewohnern und fördert so die Teilhabe an der Gemeinschaft. Bildcredit: Nickl & Partner

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Shenzhen Longgang. Bildcredit: Nickl & Partner

G - Governance und digitale Transformation in der Architektur

Nachhaltige Architektur erfordert transparente und effiziente Prozesse, die durch Digitalisierung und innovative Technologien unterstützt werden. Zertifizierungen und digitale Werkzeuge ermöglichen es, Materialien rückverfolgbar zu machen, Gebäude effizient zu steuern und Nachhaltigkeitsziele messbar umzusetzen. Dies stärkt nicht nur die Umweltverträglichkeit von Bauprojekten, sondern auch die Glaubwürdigkeit und Verantwortung von Unternehmen. Die Verankerung klarer Governance-Standards stellt sicher, dass ökologische und soziale Prinzipien in der Praxis konsequent umgesetzt werden.

Ein entscheidender Schritt in diese Richtung ist der Einsatz einer umfassenden BIM-Plattform (Building Information Modeling). Diese digitale Revolution ermöglicht eine präzise Planung und Simulation von Gebäuden, optimiert den Ressourceneinsatz und ermöglicht eine engere Zusammenarbeit aller Beteiligten. Kreative Lösungen und digitale Vernetzung ermöglichen schnelle Anpassungen während der Bauphase und machen den gesamten Prozess effizienter und nachhaltiger. Neue digitale Anwendungen verändern auch die Architektur nachhaltig. Telemedizin und Telemonitoring unterstützen die Ambulantisierung im Gesundheitswesen, indem sie dezentrale Behandlungsmodelle ermöglichen und so Ressourcen schonen. Der Einsatz von IoT-Sensoren sorgt für eine kontinuierliche Prozessoptimierung, steigert die Energieeffizienz und verbessert das Nutzererlebnis - etwa durch intelligente Navigationssysteme, die die Orientierung in Gebäuden erleichtern. Nachhaltige Architektur bedeutet auch, dass Gebäude zukunftsfähig, anpassungsfähig und vernetzt sein müssen. Eine flexible Infrastruktur ermöglicht es, Arbeits- und Gesundheitsräume an neue Anforderungen anzupassen und digitale Technologien nahtlos zu integrieren. Eine intelligente Governance-Struktur schafft so die Grundlage für nachhaltiges Bauen, effizientes Gebäudemanagement und einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen.

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Das Kantonsspital Baden (Agnes) setzt als erstes Schweizer Spital auf eine vollständige Steuerung mit BIM. Mit dieser Technik wird das gesamte Spital – von Architektur über Technik bis zur Verwaltung – präzise erfasst und nahezu 100.000 Daten integriert, die von 32 beteiligten Organisationen in zwei Ländern genutzt werden können. Dies ermöglicht eine flexible Planung, effiziente Wartung und Anpassung bei zukünftigen Umbauten. Bildcredit: Nickl & Partner

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Kantonsspital Baden (Agnes). Bildcredit: Hans Georg Esch

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Kantonsspital Baden (Agnes). Bildcredit: Hans Georg Esch

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Kantonsspital Baden (Agnes). Bildcredit: Achim Birnbaum

Die Bauindustrie muss nachhaltige und zukunftsfähige Gebäude errichten, die den ESG-Anforderungen entsprechen. Insbesondere im Gesundheitssektor sind breite Zugänglichkeit und finanzielle Nachhaltigkeit von entscheidender Bedeutung. Durch effiziente Planung und Kostensenkung bleibt der Betrieb langfristig wirtschaftlich und schafft Handlungsspielräume für zukünftige Generationen. So verbindet ESG-Architektur ökologische, soziale und ökonomische Stabilität.

 

Nickl & Partner, 1979 von Prof. Hans Nickl gegründet, ist ein international tätiges, familiengeführtes Architekturunternehmen mit Büros in München, Berlin, Beijing, Düsseldorf und Zürich. Mit über 200 Mitarbeitenden weltweit haben wir Projekte in 18 Ländern realisiert. Seit über vier Jahrzehnten gestalten wir innovative Architektur, die das Wohlbefinden des Menschen in den Mittelpunkt stellt – im Sinne von Healing Architecture, die die physische und psychische Gesundheit fördert.

 

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