Die 7 wichtigsten Trends für die AEC/O-Branche
Author
Nemetschek Group
Dieser Artikel gehört zur Collection Qualität & Effizienz
Zur ThemenseiteDerzeit befindet sich die Baubranche noch immer inmitten eines rasanten Wandels und Umbruchs. Die zunehmende Verbreitung digitaler Lösungen und der Klimawandel verändern die Art und Weise, wie wir unsere Gebäude und Infrastruktur planen, bauen und betreiben. Ausgehend von diesen Faktoren sehen wir sieben wichtige Trends, die die Branche im Laufe dieses Jahres beeinflussen werden.
Der Megatrend: Nachhaltigkeit
Wir müssen uns auf wärmere Temperaturen, unvorhersehbare Wetterereignisse und weniger verfügbare natürliche Ressourcen einstellen. Die Art und Weise, wie und was wir bauen wird daher massiven Einfluss auf die Nachhaltigkeit haben. Umweltbelange betreffen natürlich alle, aber in besonderem Maße auch die AEC/O-Industrie, die für 40 % der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich ist. Deshalb müssen wir von der Baubranche mehr verlangen – denn die heute getroffenen Entscheidungen werden unsere Umwelt für Jahre, wenn nicht Jahrzehnte beeinflussen.
Es gibt vier Bereiche, die den Wandel vorantreiben können: anders, effizienter und langlebiger bauen und die Gebäude wirtschaftlicher betreiben. Die Antwort liegt in der Nutzung von Daten und digitalen Lösungen. Wenn die Lebensdauer eines Gebäudes oder einer Anlage als Kreislauf betrachtet wird, in dem kontinuierlich Daten gesammelt, verarbeitet und wiederverwendet werden, entsteht eine ganzheitliche Sicht auf ein Bauwerk und seine Rohstoffe. Auf diese Weise kann die Branche dazu beitragen, dass die ehrgeizigen Klimaziele erreicht werden.
Der Branchentrend: Digitalisierung
Die zunehmende Digitalisierung ist zwar nicht auf die AEC/O-Branche beschränkt, aber sie ist eine unserer größten Herausforderungen – und Chancen. Dabei gibt es vier Teiltrends, die im Jahr 2022 eine große Rolle spielen werden.
Datenintelligenz im Gebäudelebenszyklus
Building Lifecycle Intelligence ist die Organisation aller Daten eines Gebäudes – von der Planung bis zur Fertigstellung und zum Betrieb – an einem zentralen Ort, auf den alle Projektbeteiligten Zugriff haben. Auf diese Weise sind die Daten organisiert, strukturiert und für alle, die sie benötigen, wiederverwendbar. Sie können über die gesamte Wertschöpfungskette eines Gebäudes oder Projekts hinweg genutzt werden und ermöglichen eine bessere Kontrolle. Das Ergebnis sind höhere Effizienz und weniger Fehler.
Building Lifecycle Intelligence erfordert ein offenes, vernetztes Ökosystem mit allen Daten an einem zentralen Ort, das Modelle und Dokumente dynamisch miteinander verknüpft. Grundlage dafür sind offene Protokolle und Standards, die wiederum nur durch zunehmende Digitalisierung erreicht werden können.
Digitale Zwillinge
Ein digitaler Zwilling ist das virtuelle Abbild eines realen Objekts, z.B. eines Gebäudes. In der Planungsphase wird eine zentrale Datenreferenz geschaffen, auf die alle Projektbeteiligten zugreifen können und die jede Phase des Lebenszyklus des Bauwerks abdeckt – von der Planung über den Bau bis hin zur Verwaltung und Instandhaltung. Selbst Pläne für die zukünftige Nutzung oder Wiederverwendung können einbezogen werden. Die Grundlage dafür sind BIM (Building Information Modeling) und ein konsistentes 3D-Modell.
Mit einem digitalen Zwilling kann der Bau simuliert werden, noch bevor das Gebäude errichtet wird. Das kann Erkenntnisse zu Nachhaltigkeit liefern, aber auch helfen, mögliche Fehlerquellen schon vor dem Bau zu erkennen. Der Hauptvorteil ist, dass die Zukunft besser vorhersehbar und analysierbar wird. Digitale Tools sorgen dafür, dass alle Änderungen des ursprünglichen Modells während des gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes aktualisiert werden.
Datengestützte Einblicke
Daten sind das neue Gold. In dem Maße, wie Building Lifecycle Intelligence und digitale Zwillinge in der Branche zur Norm werden, werden auch datengestützte Entscheidungen zur Regel werden. Das Sammeln und Analysieren alle Projektdaten ermöglicht die Entwicklung von Erkenntnissen und Lösungen auf der Grundlage vergangener und aktuell verfügbarer Informationen.
Zu diesem Zweck müssen die Daten genau, in Echtzeit und auf zuverlässige Art und Weise generiert werden. Wie Building Lifecycle Intelligence funktioniert auch datengetriebenes Bauen nur in einer digitalisierten Umgebung mit offenen Schnittstellen.
Integrierte Lösungen
Ein weiterer Untertrend der digitalen Bewegung wird der Wechsel zu integrierten Lösungen sein. Hier geht es zunehmend in Richtung einer Lösung für alles – um Daten, Prozesse und die menschlichen Ressourcen an einem Ort zu sammeln und zu verbinden. Ein einziger Master oder ein einziges Tool für alles wird die Anzahl der verwendeten Softwareversionen und damit das Fehlerrisiko verringern. Außerdem wird sichergestellt, dass die Konnektivität zwischen dem Standort, dem Büro und den Daten, die beide benötigen, gegeben ist.
Der Software-Trend: Intelligente Lösungen
Weiterhin erwarten wir, dass sich die Software anpassen und verändern wird, um die vier oben genannten Trends der Digitalisierung zu unterstützen. In diesem Bereich werden die Fortschritte bei der künstlichen Intelligenz und dem Internet der Dinge im Jahr 2022 eine große Rolle spielen.
Intelligente Gebäude
Ein Smart Building ist ein Gebäude, das mit einer intelligenten Gebäudeautomation ausgestattet ist. Die Steuerung, Regelung, Überwachung und Optimierung von Gebäuden erfolgt über vernetzte Sensoren, Verbrauchszähler oder andere Steuerungen. Anstatt nur eine einzelne Wohneinheit zu steuern, umfasst die Gebäudeautomation ein ganzes Gebäude.
Das Hauptziel von intelligenten Gebäuden ist die Optimierung des Energieverbrauchs und die Senkung der CO2-Emissionen. Vernetzte und fernsteuerbare Geräte und automatisierte Prozesse können dabei helfen, dies zu erreichen. Der Schlüssel dazu sind jedoch Daten – ohne Daten über den Energieverbrauch zum Beispiel kann dieser nicht optimiert werden.
Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen
Mit künstlicher Intelligenz (KI) und maschinellem Lernen kann intelligentes Verhalten – wie Entscheidungen und Datenverarbeitung – automatisiert werden. Auch die bereits vorhandenen Daten können besser genutzt werden. Start-ups in der Baubranche – wie Reconstruct und Imerso – leisten hier Pionierarbeit und werden in Zukunft sicherlich für neue Innovationen sorgen. Wie bei intelligenten Gebäuden müssen Daten verfügbar sein, damit KI und maschinelles Lernen effektiv arbeiten können.
Blick in die Zukunft
Die beiden Herausforderungen Nachhaltigkeit und Digitalisierung gehen Hand in Hand – und die Bauindustrie ist ein gutes Beispiel für ein großes ungenutztes Potenzial. Wir hoffen, dass diese Trends im Jahr 2022 zu treibenden Kräften des positiven Wandels in der gesamten Branche werden und eine nachhaltigere Baubranche formen.