Wenn ein Bauprojekt ganzheitlich betrachtet wird und alle relevanten Fachgewerke und Stakeholder von Anfang an einbezogen werden, dann spricht man von Integraler Planung. Damit kann um ein Vielfaches schneller und besser gebaut werden bei gleichzeitigen Kosteneinsparungen. Doch wie funktioniert Integrale Planung? Was macht die Methode so vielversprechend? Und welche Rolle spielt Building Information Modeling (BIM) dabei?
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Integrale Planung & BIM | die derzeit effizienteste Bauplanung

Der innovative Ansatz der Integralen Planung im Bauwesen, bei dem alle Beteiligten von Anfang an zusammenarbeiten - unterstützt durch Building Information Modeling (BIM).

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Kim Lauterbach

Teamlead Training & Consulting, ALLPLAN

Lesezeit: Minuten
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Integrale Planung & BIM | die derzeit effizienteste Bauplanung

Dieser Artikel gehört zur Collection OPEN BIM

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Wenn ein Bauprojekt ganzheitlich betrachtet wird und alle relevanten Fachgewerke und Stakeholder von Anfang an einbezogen werden, dann spricht man von Integraler Planung. Damit kann um ein Vielfaches schneller und besser gebaut werden bei gleichzeitigen Kosteneinsparungen. Doch wie funktioniert Integrale Planung? Was macht die Methode so vielversprechend? Und welche Rolle spielt Building Information Modeling (BIM) dabei?

Traditionell wurden Fachgewerke nacheinander zu einem Bauprojekt hinzugezogen. Erst wenn Architekt*innen ihre Arbeit abgeschlossen haben, beginnen Tragwerksplaner*innen mit ihrer Arbeit, danach folgen die Fachgewerke – eins nach dem anderen. Dieses Vorgehen ist unvermeidlich, wenn mit 2D-Zeichnungen und -Plänen gearbeitet wird. Es kostet allerdings auch viel Zeit und ist ein sehr fehleranfälliger Prozess.

Integrale Planung setzt genau hier an und legt die Planungsphasen aller Gewerke übereinander. Statt nacheinander sitzen alle Beteiligten von Beginn an am selben Tisch und planen gleichzeitig. Möglich macht das BIM. Ab Projektstart arbeiten alle Beteiligten – von den Architekt*innen bis zu den Elektroplaner*innen – in einem einzigen Modell. Dort werden alle Informationen konsolidiert, überprüft und ausgetauscht. Das Besondere dabei: Änderungen am Modell werden automatisch in alle Ansichten und Pläne übernommen. Fehler aufgrund von veralteten Zeichnungen werden somit eliminiert und Kollisionen frühzeitig erkannt, bevor es auf der Baustelle zu Behinderungen kommt.

Zu Beginn erstellen die Beteiligten einen Ablaufplan. Dort ist definiert, wann welche Arbeitsschritte durch wen erfolgen, welche Informationen wie zu welchem Zweck und wann ausgetauscht und wie oft Modelle konsolidiert werden. Der sogenannte BIM-Abwicklungsplan (BAP) bildet damit die Grundlage der Zusammenarbeit.

Entscheidend für die Integrale Planung ist ein Verständnis aller Beteiligten für die Arbeitsweise, die Art von Daten, die benötigt werden und die erforderliche Qualität. Nur wenn alle den Mehrwert der Integralen Planung sehen und verstehen, kann ein Projekt damit auch erfolgreich durchgeführt werden.

Ein Projekt schreibt in Deutschland Geschichte. Das Verfügbarkeitsmodell A 10/A 24 (Abb. s. u.) war das erste Pilotprojekt, bei dem alles mit BIM in einer Hand lag. Bis 2023 wurden kritische Abschnitte der A 10 und A 24 erneuert, wobei ein Teil der Havellandautobahn A 24 mit integraler Planung und BIM umgesetzt wurde. Der Einsatz von BIM senkt bei einem Projekt dieser Komplexität die Fehlerrate. Mengen, Kosten und Zeitpläne bleiben stets akkurat und transparent. Integrale Planung ermöglichte so auf der A 24 ein effizienteres, wirtschaftlicheres Bauen. Das Projekt setzte zudem auf OPEN BIM und schuf so eine praktikable Blaupause für die Zukunft des deutschen Straßenbaus.

1_Havellandautobahn_Vergleich Modell-Realität

 

Transparenz schafft Vertrauen

Durch die Nutzung eines einzigen Modells fließen alle Daten an einem einzigen Ort zusammen, der für alle einsehbar ist. Diese Art der Offenlegung kostet zunächst Überwindung, doch die Vorteile überwiegen. Jedes Fachgewerk profitiert auch von den Daten der anderen und zudem hat jeder Projektbeteiligte immer und überall Zugriff auf die relevanten Daten.

Beim Neubau des Stuttgart Cancer Center (siehe Titelbild) stand die gewerkeübergreifende Zusammenarbeit im Fokus. Mit jährlich über 10.000 behandelten Krebspatient*innen wird das SCC die Expertise verschiedener Fachbereiche unter einem Dach bündeln. Geplant sind eine onkologische Tagesklinik, Nuklearmedizin, Strahlentherapie und weitere Dienste für Krebspatient*innen. Die Koordination des Projekts erfolgte mittels einer OPEN BIM-Plattform, die an die Cloud und die Fachgewerksschnittstellen angebunden ist. Die Plattform wird dabei nicht nur zur Planung genutzt, sondern auch zur Qualitätssicherung und Überprüfung des Modells sowie zur Dokumentation in Form einer Historisierung durch Revision der verschiedenen Fachmodelle. So behalten alle Projektbeteiligten den Überblick – auch bei komplexen Bauvorhaben wie dem Krebszentrum.

Diese Transparenz ist das Gegenteil vom bisherigen Arbeiten in Silos, bei dem nur das Endergebnis geteilt wird. Nur so kann das nötige Vertrauen entstehen, das wiederum ein konstruktives und lösungsorientiertes Arbeitsumfeld ermöglicht.

Ein wichtiger Aspekt der Integralen Planung ist die Schaffung einer Fehlerkultur, in der sich Beteiligte wohlfühlen, Fehler einzugestehen und in der Gruppe zu analysieren. Dadurch wird die Arbeitsweise verbessert und vermieden, dass derselbe Fehler von mehreren Personen wiederholt wird.

Kommunikation als Schlüssel jeder guten Beziehung

Neben Transparenz spielt die Kommunikation eine entscheidende Rolle bei der Integralen Planung. Alle Beteiligten erlangen durch das geteilte Modell den gleichen Wissensstand. Damit können Gespräche konstruktiv und zielgerichtet geführt werden, wenn es beispielsweise darum geht Kollisionen im Modell zu vermeiden oder Durchbrüche verschiedener Fachgewerke zusammen zu legen.

Die visuelle Darstellung im Modell ermöglicht außerdem Bauherr*innen und Laien ein besseres Verständnis des Projekts und unterstützt bei der Kommunikation zu Verzögerungen, Problemen oder Kostensteigerungen, denn die Informationen sind im Modell genau einsehbar. Letztlich kann auch auf Änderungen schneller reagiert werden, wenn alle Beteiligten an einem Tisch sitzen.

Qualität, Zeit, Kosten

Alle Bauherr*innen wünschen sich qualitativ hochwertige Projekte, die schnell umgesetzt werden und möglichst wenig kosten. Bisher war es oft nicht möglich all diese Anforderungen zu erfüllen. Wer günstig bauen wollte, musste oft Abstriche bei der Qualität der Arbeit machen und wenn Bauherr*innen darauf bestanden, Projekte möglichst zügig zu realisieren, wurde es schnell teuer. Doch Integrale Planung in Kombination mit BIM bietet nun einen neuen Weg besser, schneller und günstiger zu arbeiten. Deshalb wird diese Art der Projektabwicklung zunehmend an Beliebtheit gewinnen. Wer jetzt ganzheitlich plant, ist also bestens gerüstet für die Zukunft.

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