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Interoperabilität: Der Motor für eine zukunftssichere Bauindustrie?

Technologie kann die Produktivität und Zusammenarbeit verbessern und das Risiko bei der Planung, der Ausführung und dem Betrieb von Gebäuden und Infrastrukturen verringern.

Author

James Chambers

Director Global Industry Development Build + Construct Division

Lesezeit: Minuten
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Interoperabilität: Der Motor für eine zukunftssichere Bauindustrie?

Dieser Artikel gehört zur Collection OPEN BIM

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Es gibt viele auf dem Markt etablierte Tools und Lösungen, die zu einer effektiveren Ressourcenplanung, besseren Baumanagement und einem verbesserten Betrieb und Wartung beitragen können.

Es kommt jedoch darauf an, welche Systeme gewählt werden: Interoperable Systeme, die mit offenen Standards und einer offenen Philosophie arbeiten, oder geschlossene Silos, die keine echte Zusammenarbeit ermöglichen. Ohne offene Softwarelösungen bleiben die meisten Vorteile der Digitalisierung ungenutzt und es entstehen Probleme für die Zukunft.

Viele Unternehmen in der Baubranche stecken derzeit in einer Zwickmühle: Der Digitalisierungsgrad ist niedrig und es gibt einen Mix an intern programmierten Lösungen und eilig zugekauften, wobei der Schwerpunkt auf der Funktionalität oder dem Ergebnis lag und nicht darauf, wie sie mit anderen Systemen zusammenwirken. Da die Arbeitsabläufe und Prozesse um sie herum konzipiert sind, sehen viele Unternehmen Veränderungen als schwierig an.

Dabei schaffen proprietäre Software und eine geschlossene Umgebung Barrieren. Sie werden oft als Mittel zum Schutz des geistigen Eigentums und zur Aufrechterhaltung der Wettbewerbsfähigkeit angesehen, doch das Gegenteil ist der Fall.

Was bedeutet Interoperabilität?

Zu Beginn des Projekts werden häufig Standards und bevorzugte Softwarelösungen in Verträgen zwischen allen Beteiligten festgelegt. Wenn man den Beteiligten jedoch vorschreibt, dass sie dieselben Tools wie alle anderen verwenden müssen, ist das nicht dasselbe wie Interoperabilität.

Der eigentliche Gedanke von Interoperabilität besteht darin, dass alle Projektbeteiligten die Flexibilität haben sollten, Projekte so zu gestalten, wie sie es wünschen, und dabei ihre bevorzugten Softwarelösungen zu verwenden. Der Aspekt der Interoperabilität wird durch offene Formate wie IFC für komplexe Gebäudemodelle vorangetrieben, aber auch einfache PDF-Dateien können für den Austausch von Daten und Bauplänen verwendet werden.

Damit soll sichergestellt werden, dass Informationen und Daten während des gesamten Lebenszyklus einer Anlage problemlos fließen können. Das Vorschreiben von Lösungen oder Arbeitsabläufen scheint eine logische Annahme zu sein, kann aber zu großen Ineffizienzen führen. Wenn Projektteilnehmer*innen etwas Unbekanntes vorgeschrieben wird, kann dies die Zeitspanne für das Erlernen und die Einarbeitung verlängern oder zu kostspieligen Fehlern führen.

Interoperabilität als Voraussetzung

Umfang, Ausmaß und Größe von Bauprojekten machen offene Standards und Interoperabilität erforderlich. Bauprojekte sind oft langwierig und kompliziert. An ihnen sind zahlreiche Gewerke beteiligt, darunter Architekt*innen, Ingenieur*innen, Bauunternehmen, Subunternehmen und Zulieferer*innen. Alle Beteiligten generieren eine große Menge an Daten, z. B. Zeichnungs- und Konstruktionsdateien, 3D-Modelle, Zeitpläne, Kostenvoranschläge und Materialspezifikationen.

Interoperabilität ist eine wesentliche Voraussetzung für den nahtlosen Austausch von Informationen innerhalb der gesamten Lieferkette. Sie verbessert die Effizienz und beschleunigt die Projektabwicklung. Sie hilft, mögliche Datenverluste oder Probleme bei der Integration verschiedener Dateien zu vermeiden. Sie verringert auch das Risiko und spart Kosten, indem sie potenziell kostspielige Nacharbeiten, Fehler und Verzögerungen minimiert, da die Informationen für alle zugänglich sind und die Projektteams leicht darauf reagieren und leichter miteinander interagieren können. Interoperabilität ermöglicht auch die manchmal dringend benötigte Agilität. Durch die Nutzung gemeinsamer Daten können Änderungen schneller geprüft und umgesetzt werden.

Bei vielen Projekten, die über Joint Ventures und private public Partnerships abgewickelt werden, ist dies die einzige Möglichkeit, die Daten ordnungsgemäß zu verwalten. Die Interoperabilität bietet ein zusätzliches Element der Effizienz, da sich Unternehmen an Projekten beteiligen können, ohne ihre Systeme, Prozesse oder Werkzeuge ändern zu müssen.

Es gibt auch juristische Vorteile: Große Infrastrukturen und öffentliche Gebäude müssen über einen langen Zeitraum hinweg gewartet werden. Ein einfacher Zugang zu den Daten, die während der Bauphase erstellt wurden, hilft sowohl bei der vorausschauenden Wartung als auch im laufenden Betrieb.

Das ist etwas, das unter Building Lifecycle Intelligence zusammenkommt: Diese Methode wurde entwickelt, um die Beteiligten bei der Verwaltung von Gebäudedaten über den gesamten Lebenszyklus hinweg zu unterstützen, und stellt Interoperabilität ins Zentrum.

Die Branche für die Zukunft stärken

Gegenwärtig befindet sich die Baubranche im rasanten Wandel: Einschränkungen der Lieferketten, steigende Kosten und höhere Anforderungen an Effizienz, Qualität und Nachhaltigkeit. Ohne Standards und Interoperabilität wird alles zur Maßanfertigung. Das macht es schwieriger, bessere Projekte in einem skalierbaren Maßstab zu liefern.

Mit Blick auf die Zukunft stellt Interoperabilität sicher, dass sich die einzelnen Gewerke an neue Werkzeuge und Systeme anpassen können, ohne ihre bestehenden Arbeitsabläufe zu unterbrechen. Außerdem ermöglicht sie eine wesentlich flexiblere und effektivere Projektabwicklung.

Wenn eine neue und verbesserte Lösung verfügbar wird, kann diese problemlos in das Projekt integriert werden. In einer Zeit, in der hohe Investitionen in Startups und eine rasante Entwicklung anstehen, sollten Unternehmen nicht in Stagnation verharren.

Es ist sicher, dass die nächste Generation, um die die Industrie wirbt, ebenfalls offen gegenüber Interoperabilität sein wird. Wenn wir das Beste aus der Zukunft machen wollen, müssen wir dafür sorgen, dass die Verfahren, die sie kennen lernen, in der gesamten Branche Realität werden.

Interoperabilität ist der einzige Weg, um echte Innovationen zu ermöglichen, die Gewinnspannen zu erhöhen und Projekte effizienter durchzuführen – sie ist ein Muss für alle in der Branche, die langfristig bestehen wollen.

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