Mit Innovation und Robotik dem Fachkräftemangel begegnen
Der Fachkräftemangel setzt die Bauindustrie unter Druck. Robotik und Automatisierung helfen, Bauprozesse intelligenter, sicherer und effizienter zu gestalten. Wie das aussieht, erläutert Kewazo-CEO und Co-Founder Artem Kuchukov. Seit 2023 ist die Nemetschek Group an Kewazo beteiligt und zeigt damit ihr Bekenntnis zu Innovation und Fortschritt.
Author
Artem Kuchukov
Co-Founder & CEO KEWAZO
Dieser Artikel gehört zur Collection Innovation.
Zur ThemenseiteDie Bauindustrie steht vor einem beispiellosen Arbeitskräftemangel: Fachkräfte gehen in Rente, schneller als neue nachkommen, und immer weniger junge Menschen entscheiden sich für das Handwerk. Bei den ohnehin schon geringen Gewinnmargen können Unternehmen mit höheren Löhnen allein kein Personal gewinnen. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, muss die Branche Innovation und Technologie annehmen. Robotik und Automatisierung steigern Effizienz und Sicherheit, verbessern Arbeitsbedingungen und helfen, die Lücke in der Belegschaft zu schließen – ohne die Rentabilität aufs Spiel zu setzen.
Technologie als Schlüssel gegen den Arbeitskräftemangel
Ein Blick zurück zeigt: Die Faszination für fortschrittliches Bauen geht weit zurück. Schon vor über 100 Jahren stellten sich Künstler wie Jean-Marc Côté in ihren Illustrationen eine „Baustelle der Zukunft“ voller Kräne, Maschinen und Gerüste vor. Heute – mit Robotik und Automatisierung – wird dieses Zukunftsbild Realität.

Von den ersten Elektrowerkzeugen bis zu vorgefertigten Bauelementen hat Innovation das Bauwesen immer wieder verändert. Jetzt steht die Branche erneut an einem Wendepunkt: Robotik und Automatisierung entwickeln sich zu echten Lösungen im Kampf gegen den Fachkräftemangel.
Anders als in der industriellen Fertigung, die in kontrollierten Umgebungen stattfindet, sind Baustellen chaotisch und dynamisch – das machte vollständige Automatisierung lange Zeit unmöglich. Doch Fortschritte in KI und Robotik erlauben es Maschinen mittlerweile, sich auch in solch komplexen Umgebungen präzise zu bewegen und sicher zu arbeiten.
Das Ziel ist nicht, Menschen zu ersetzen, sondern mit ihnen zu kollaborieren: Roboter übernehmen monotone, schwere oder gefährliche Aufgaben – Menschen konzentrieren sich auf übergeordnete, spezialisierte Tätigkeiten. So entstehen effizientere, sicherere Baustellen, die auch für jüngere Generationen attraktiver werden.
Wie Robotik die Baustellenproduktivität verändert
Die Nachfrage nach Bauprojekten ist so hoch wie nie: Wohnraum, Kitas, Schulen, Flughäfen, Brücken – überall besteht Bedarf. Doch steigende Baukosten und fehlende Fachkräfte bremsen. Ein großer Vorteil der Robotik: Sie reduziert körperliche Belastung. Viele Tätigkeiten – Heben, Tragen, Montieren – sind nicht nur anstrengend, sondern auch gesundheitlich riskant. Roboter können diese Aufgaben übernehmen, sodass Arbeit sicherer und produktiver wird.
Auch Geschwindigkeit und Präzision steigen: Roboter mauern tausende Steine am Tag oder vermessen Baustellen autonom – mit gleichbleibender Genauigkeit. KI-gesteuerte Systeme reagieren dabei flexibel auf die Umgebung und arbeiten so zuverlässig selbst unter unvorhersehbaren Bedingungen.
Durch die Integration von Robotik in den Arbeitsalltag können Unternehmen ihre Fachkräfte besser einsetzen: Die Belegschaft übernimmt übergeordnete, kontrollierende Aufgaben, während Roboter die körperlich schwere Arbeit erledigen. Das mindert die Abhängigkeit von manuellen Arbeitsabläufen und unterstützt dabei, das Baugewerbe als attraktiven, zukunftsfähigen Berufsbegleiter für technikaffine Talente zu positionieren.
Materialtransport und Robotik – ein Anwendungsbeispiel
Der Materialtransport zählt zu den besonders arbeitsintensiven Aufgaben auf der Baustelle – vor allem, wenn schwere oder sperrige Teile über mehrere Etagen bewegt werden müssen. Hier zeigt sich das Potenzial der Robotik besonders deutlich: Intelligente Systeme vereinfachen die Abläufe und reduzieren gleichzeitig den Bedarf an Personal für körperlich anspruchsvolle Transporte. Ein anschauliches Beispiel hierfür ist LIFTBOT, ein von Kewazo entwickelter Roboter für den Baustellenbetrieb. LIFTBOT übernimmt den vertikalen Materialtransport und ermöglicht es, Aufgaben mit nur drei statt bislang zehn Mitarbeitern auszuführen. Neben der Lösung des Fachkräftemangels sorgt diese Technologie für weniger manuelle Handgriffe, steigert die Effizienz und senkt das Unfallrisiko spürbar.
Roboter wie LIFTBOT ersetzen nicht die menschliche Arbeit, sondern erweitern die Leistungsfähigkeit des Teams. Sie müssen intuitiv bedienbar und einfach in den Ablauf integrierbar sein, damit Mitarbeitende sie ohne lange Einarbeitung nutzen können. Bei LIFTBOT wurde besonderer Wert auf die Zusammenarbeit mit den Menschen gelegt: Er übernimmt schwere Transportaufgaben, sodass die Fachkräfte sich auf Steuerung und Aufsicht konzentrieren können. Kunden, die LIFTBOT im Einsatz sahen, wollten das System rasch auch für Dämmstoffe, Werkzeuge, Farben oder Maschinenteile nutzen, um so die typischen Engpässe beim Materialfluss auflösen zu können. Mit weiteren Fortschritten wird die Baustelle der Zukunft noch stärker automatisiert – mit positiven Effekten für Effizienz, Qualitätskontrolle und Arbeitssicherheit.
Die Zukunft der Robotik im Bauwesen
Der Arbeitskräftemangel löst sich nicht von selbst. Erfahrene Arbeiter scheiden aus, Nachwuchs fehlt. Unternehmen müssen auf technologische Lösungen setzen, um produktiv und wettbewerbsfähig zu bleiben.
Blickt man weiter in die Zukunft, wird klar: Ohne Robotik lassen sich die großen Zukunftsvisionen – sei es der Bau riesiger Raumstationen oder ganzer Kolonien auf fremden Planeten – nicht verwirklichen. Solche Projekte werden zwangsläufig auf Robotik und automatisierte Systeme angewiesen sein, die über die Leistungsgrenzen menschlicher Arbeitskraft hinauswachsen.
Mit dem Fortschritt der Robotik wandelt sich nicht nur der technische Alltag: Die Rolle des Menschen verschiebt sich weg von körperlicher Arbeit hin zur Steuerung und Überwachung. Für die jüngere Generation werden so neue, technisch anspruchsvolle und attraktive Aufgabenprofile geschaffen, fernab der körperlichen Schwerstarbeit.
Fortschritte in der KI und maschinelles Lernen sorgen zudem dafür, dass Roboter künftig noch leistungsfähiger, flexibler und günstiger werden. Ihre Integration in den Arbeitsalltag wird rasch zur Selbstverständlichkeit, womit sie Unternehmen helfen, den Arbeitskräftemangel dauerhaft aufzufangen und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.
In einer Zeit, in der steigende Kosten und der Mangel an Arbeitskräften die Bauwirtschaft gleichzeitig vor große Herausforderungen stellen, bieten Robotik und Automatisierung eine zukunftsfähige Lösung – nicht, um Menschen zu verdrängen, sondern um ihr Potenzial wirkungsvoll zu erweitern. Die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine steigert schon heute Effizienz, Sicherheit und Arbeitsbedingungen und macht die Branche sowohl für aktuelle als auch für zukünftige Generationen attraktiver. Mithilfe moderner Technologien kann die Bau- und Immobilienbranche eine intelligentere, sicherere und nachhaltigere Zukunft gestalten – mit Fachkräften, die von den Chancen der Innovation profitieren.
