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Die Stadt von Morgen - Smart. Nachhaltig. Menschlich.

Wie wird die Stadt der Zukunft aussehen? Wie werden die Menschen leben, sich bewegen und interagieren? Und wie wichtig sind digitale Lösungen und Innovationen für die Planung, den Bau und die Verwaltung der Städte der Zukunft?

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Tim Westphal

Fachjournalist aus Berlin, Germany

Lesezeit: Minuten
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Die Stadt von Morgen - Smart. Nachhaltig. Menschlich.

Dieser Artikel gehört zur Collection Nachhaltigkeit

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Im November 2022 hat die Weltbevölkerung die 8 Milliarden-Grenze überschritten, vor gut 20 Jahren waren es lediglich 6 Milliarden. Bis zum - konservativ errechneten - Peak im Jahr 2080 könnten es fast 11 Milliarden Menschen sein, die unsere Welt ernähren soll, die auf ihr zusammenleben, arbeiten, interagieren, konsumieren und reisen wollen. Wie kann das gelingen? Wie müssen Städte und Ballungsräume aussehen, um diesem Ansturm gerecht zu werden?

Von den ersten belegten Siedlungen von 10.000 v. Chr., bis zu den jüngsten Utopien unserer Jetztzeit mit dem kontrovers diskutierten Projekt „The Line“ oder dem jüngst vorgestellten Würfel-Wolkenkratzer Mukaab in der saudi-arabischen Wüste, haben sich vor allem zwei Dinge nicht verändert: Städte bieten auf engem Raum und hoher Bebauungsdichte vielfältige Möglichkeiten zur sozialen Interaktion und sie zeichnen sich durch eine maximal heterogene Bewohner*innenstruktur aus. Zudem werden sowohl öffentliche wie private Einrichtungen und Angebote, anders als bei ländlichen Siedlungen, ebenso von den Bewohnern des Umlands genutzt.

Bis 2050 werden voraussichtlich 80 % der Weltbevölkerung in Städten leben. Faktoren, die eine Stadt lebenswert machen, werden alljährlich von der britischen Economist-Gruppe untersucht. Das Ranking zu den „lebenswertesten Metropolen weltweit“ setzt sich aus Faktoren wie (politische/gesellschaftliche) Stabilität, Gesundheit, Kultur, Bildung und Infrastruktur zusammen.

Es gibt zahlreiche Ansätze für die lebenswerte Stadt der Zukunft: 

  • Anpassung an den globalen Klimawandel: Zukünftig werden Städte CO2-neutral und mit resilienter Architektur auf die Herausforderungen des globalen Klimawandels reagieren.
  • Nachhaltigkeit: Um eine CO2-Neutralität zu erreichen und die Umweltbelastung zu reduzieren, ist der Einsatz erneuerbarer Energien sowie ein effizienter und schonender Umgang mit Ressourcen notwendig.
  • Digitalisierung: Die digitale Vernetzung von Energieerzeugern und -verbrauchern, das Monitoring wichtiger Daten beim Zusammenleben in der Stadt, der Einsatz digitaler Technologien bei Verwaltung und im Dienstleistungssektor nimmt in Zukunft einen großen Stellenwert ein. 
  • Smart-City-Technologie: Internet der Dinge, intelligente Stromnetze, nutzerabhängige Verkehrsstrom-Leitsysteme, KI-gesteuerte Sicherheitstechnik und Maschinenlernen werden die Stadt zu einer Art Organismus wachsen lassen, der auf die Anforderungen und Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner so reagiert, dass sie sich geborgen und unterstützt fühlen können. 
  • Breitband und 5G-Anwendungen: Um intelligente Systeme zu verknüpfen und KI-gesteuerte mobile Anwendungen zu ermöglichen, sind enorme Datenströme zu händeln. Das wird nur möglich, wenn die digitale Infrastruktur dies ermöglicht. 
  • Optimierung des Verkehrs: Eine sinnvolle und ausgewogene Verkehrsinfrastruktur bietet zukünftig für alle mobilen Teilnehmerinnen und Teilnehmer die optimale Option für eine individuelle Bewegung in der Stadt. Fußverkehr, Fahrrad und E-Roller, öffentliche Verkehrsmittel und Autoverkehr werden hierfür aufeinander abgestimmt sein. Das eigene Auto als wichtiges Fahrzeug wird immer unwichtiger, weil die Stadtgemeinschaft umweltfreundliche Alternativen zur Verfügung stellt. Damit verbessert sich ebenfalls die Luftqualität in der Stadt und den angrenzenden Regionen.
  • Inklusion und mehr soziale Gerechtigkeit: Die Stadt der Zukunft bietet ihren Bewohnerinnen und Bewohnern den Zugang zu Bildung, Kultur, Gesundheitsversorgung, Wohnen, Sozialer Interaktion, Nachbarschaftshilfe und städtische Unterstützung, ausreichend Arbeitsplätzen und Gleichbehandlung.

Meist sind es vor allem „weiche Faktoren“, die darüber entscheiden, wie lebenswert eine Stadt ist. Darüber hinaus bleibt es der Blick in die vielzitierte „Glaskugel“, wie die Stadt von Morgen aussehen könnte. Das Gesicht der Stadt von morgen wird bestimmt von politischen Strömungen, ökonomischen Entwicklungen, technologischen Innovationen sowie sozialen und ökologischen Rahmenbedingungen. Dennoch gibt es zukunftsrelevante Faktoren, die bereits aktuell entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung von Städten und Ballungsräumen haben – und das nicht lokal oder regional betrachtet, sondern durchaus global gesehen. Digitalisierung, Smart-City, Inklusion und soziale Gleichbehandlung und resiliente (anpassungsfähige) Architektur sind dabei nur einige wichtige Punkte.

Unsere Umwelt ist geprägt durch das Zusammenspiel von Gebäuden, Straßen und Freiräumen wie Parks, Plätzen, Grün- oder Wasserflächen. Stehen sie in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander – das heißt, dass Städte nicht nur durch Straßen und Häuser bestimmt sind, sondern ebenso durch Straßenbäume, Grünflächen, Parkanlagen in Laufweite – erzeugt Umwelt Wohlbehagen. Attraktivität und Lebensqualität einer Stadt bedeuten allerdings weiteren Zuzug von Menschen in die Stadt. Ist die Architektur bereits stark verdichtet, bleiben im Prinzip nur die Neuorganisation vorhandener Bauten im Sinne einer Umnutzung, weitere Nachverdichtung im Bestand durch Aufstockung, Anbau oder Ersatzneubauten, sprich der Abriss alter Gebäude und Schaffung neuen Nutz- oder Wohnraums sowie die Bebauung von wertvollen Freiflächen, die damit nicht mehr der Allgemeinheit zur Verfügung stehen können.

Vertikale, ultraverdichtetete Städte, wie sie in Stadtutopien vorgedacht werden, könnten den Verlust von Freiraum zumindest in einem gewissen Maß kompensieren und zur CO2 -Neutralität von Städten beitragen. Kommt Vertical und Indoor Farming hinzu, wird die Stadt der Zukunft sogar zum autarken Selbstversorger. Damit innovative Ideen und Planungsansätze wie im Bosco Verticale in Mailand der gesamten Stadtgemeinschaft zugutekommen, müssen Länder, Regionen und vor allem die Städte ihre Architektur neu denken und planen lernen. Der innovative Einsatz von Recyclingwerkstoffen und die Minimierung von Bauprodukten, die bei der Herstellung viel Energie verbrauchen, sind zwei Möglichkeiten. Neue, flexible Bauweisen und nachhaltige Architektur zu bauen, gehört aber genauso dazu.

Ein spannendes Konzept für die Stadt der Zukunft ist das modulare Bauen. Die Vorteile sind:

  • Integrale Planung mit hohem Digitalisierungsgrad: Der Einsatz von digitalen Planungstools und BIM sowie offene Planungsstandards mit OPEN BIM sind die Basis für alle im Projekt involvierten Planungsbeteiligten – die eng verzahnt zusammenarbeiten.
  • Nachhaltigkeit: Das Modulare Bauen ermöglicht es, Materialien und Ressourcen effizienter zu nutzen und die Umweltbelastung zu reduzieren.
  • Flexibilität: Modulare Gebäude können leichter erweitert oder auch umgebaut werden und sich an veränderte Anforderungen oder neue Nutzungen anzupassen.
  • Hohe Fertigungsqualität: Wesentliche Bauteile werden in einer Fabrik vorgefertigt. Maßtoleranzen falls damit sehr viel geringer aus als auf der Baustelle.
  • Effiziente Nutzung von Ressourcen und Kosteneffizienz: Verschnitt und Verschwendung werden minimiert: Baustoffreste lassen sich zum Beispiel direkt in der Fertigungskreislauf zurückführen oder der Zuschnitt von Holzbauteilen durch ausgeklügelte Schnittbilder optimieren.
  • Kürzere Baustellen- und Montagezeiten: Modulare Gebäude können auf der Baustelle schneller errichtet werden, da die Vorfertigung in der Fabrikhalle weniger Arbeit vor Ort erfordert.

Die passenden Lösungen vorauszudenken, erfordert eine mutige sowie feinsinnige Stadtplanung, die die verschiedenen Rahmenbedingungen kennt, Chancen und Risiken klar benennt und die demographischen Entwicklungen ebenso wie ein sich veränderndes Sicherheitsbewusstsein und Ressourceneffizienz im Stadtraum im Blick behält. Gebaute Architektur wird darauf stärker mit flexiblen Strukturen und ressourcenschonendem Bauen reagieren. Vorfertigung und serielles Bauen sind hierbei wichtige Hebel, die neue Gebäude keineswegs eintönig und „vom Fließband“ anmuten lassen. Die „Platte 2.0“ ist nicht die Lösung oder das Ziel! Individualität in Serie ist vielmehr ein Schlüssel zur Stadtarchitektur von Morgen – wenn man die Herausforderungen, die unser Ressourcenverbrauch und akute Ressourcenverschwendung schaffen, wirklich ernst nimmt.

Die technischen Werkzeuge und den optimalen Prozess – integral sowie kollaborativ in der Planung zusammenzuarbeiten – gibt es schon mit einer BIM-Planung. In der modellbasierten Planung, in der zahlreiche Zusatzinformationen in jedem Bauteil bereits im digitalen BIM-Gebäudemodell hinterlegt sind, lassen sich Verbrauchsdaten im Betrieb, Wartungs- und Austauschintervalle der Haustechnik oder der CO2-Fußabdruck eines Bauwerks in der Planungsphase bewerten, anpassen und optimieren. Vollständige Simulationen, wie ein Bauwerk im Alltagseinsatz auf Umwelteinflüsse oder sogar Naturkatastrophen wie Erdbeben oder Starkregenereignisse reagiert, sind somit lange vor einem ersten Spatenstich möglich. Ganzheitliche Softwarelösungen, die den gesamten Gebäudelebenszyklus implementieren und ihn gemeinsam mit den Projektbeteiligten zu einer optimalen Gesamtplanung vereinen, leisten hierfür einen wesentlichen Beitrag.  Durch das Zusammenspiel dieser verschiedenen Ansätze und Konzept können die Städte der Zukunft entstehen – smart, menschlich und nachhaltig. 

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