Die sieben wichtigsten Trends für die Baubranche 2023
Heute werden digitale Lösungen in der gesamten Wertschöpfungskette des Bauwesens von vielen Beteiligten eingesetzt. Dies ist der Beginn eines großen Wandels in der AEC/O-Branche, da Daten auf neue und innovative Weise genutzt werden. Dieser Trend wird sich fortsetzen.
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Nemetschek Group
Dieser Artikel gehört zur Collection Digitaler Zwilling
Zur ThemenseiteDie Baubranche hat sich in den letzten Jahren stark verändert und die digitale Transformation hat an Fahrt aufgenommen. Heute werden digitale Lösungen in der gesamten Wertschöpfungskette des Bauwesens von vielen Beteiligten eingesetzt. Dies ist der Beginn eines großen Wandels in der AEC/O-Branche, da Daten auf neue und innovative Weise genutzt werden. Dieser Trend wird sich fortsetzen. Digitale Technologie wird im Jahr 2023 eine noch größere Rolle im Planungs- und Bauprozess spielen. Mehrere wichtige Entwicklungen werden die Zukunft der Branche prägen.
Fortschrittliche digitale Zwillinge
Die Verwendung digitaler Zwillinge nimmt in der Baubranche weiter zu. Durch den Einsatz eines digitalen Zwillings können Projektteams einen vollständig digitalen Ansatz verfolgen, was zu einer verbesserten Zusammenarbeit und Effizienz führt. Dies ermöglicht erhebliche Kosteneinsparungen, ein verbessertes Projektmanagement und günstigere Ergebnisse für alle Projektbeteiligten durch die Zentralisierung aller Daten an einem Ort. Da der Schwerpunkt immer mehr auf der Bereitstellung nachhaltiger und kosteneffizienter Gebäude und Infrastrukturen liegt, ist es klar, dass digitale Zwillinge eine wichtige Rolle bei der Reduzierung von Abfall, Fehlern, Risiken, Energieverbrauch und vielem mehr spielen werden.
In diesem Jahr erwarten wir eine stärkere Integration digitaler Zwillinge in Building Information Modeling (BIM)-Software, die genauere und detailliertere virtuelle Abbilder von Gebäuden und Infrastruktur über den gesamten Lebenszyklus hinweg ermöglicht. Die Planung intelligenter Städte wird ein weiterer Bereich sein, in dem digitale Zwillinge Vorteile bieten werden. Auch die Nutzung von virtueller und erweiterter Realität (VR und AR) wird zunehmen, um digitale Zwillinge auf immersive Weise zu visualisieren und die Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten zu verbessern.
Zunehmende Verbreitung von BIM
Der Einsatz von Building Information Modeling (BIM) nimmt in der Baubranche rasch zu und wird auch 2023 eine große Rolle spielen. Durch den Einsatz von BIM können alle am Bauprozess Beteiligten effektiver zusammenarbeiten, die Kommunikation wird verbessert und Fehler und Nacharbeit reduzieren sich. Angesichts der Herausforderungen durch Arbeitskräftemangel, Material- und Lieferkettenproblemen, strengeren Nachhaltigkeitsanforderungen und größeren wirtschaftlichen Herausforderungen muss die Baubranche immer effizientere Arbeitsmethoden finden, um ihre Ziele zu erreichen und wettbewerbsfähig zu bleiben.
Dieses Jahr wird die Interoperabilität zwischen BIM-Software und anderen Technologien wie digitalen Partnerschaften, IoT und Cloud Computing eine wichtige Rolle spielen, da dies eine bessere Zusammenarbeit und ein effizienteres Datenmanagement ermöglicht. Es ist auch zu erwarten, dass BIM-Software um fortschrittliche Analysefunktionen erweitert wird, die den Beteiligten helfen, fundiertere Entscheidungen zu treffen. Andere Entwicklungen werden dazu führen, dass BIM mehr Automatisierungsoptionen bietet, um Fehler und Aufwand zu reduzieren.
KI-basiertes Wissensmanagement
Eine der spannendsten Entwicklungen im Jahr 2023 ist die Verlagerung von lösungsorientiertem zu datenorientiertem Projektmanagement. Derzeit ermöglichen kollaborative, cloudbasierte Plattformen die Verwaltung von BIM-Modellen, 2D-Zeichnungen und nicht-grafischer Dokumentation. So können Nutzende 2D-Zeichnungen und 3D-Modelle gemeinsam verwenden und alle verfügbaren Dokumente mit den richtigen Objekten im BIM-Modell verknüpfen.
Mit den technologischen Fortschritten in diesem Jahr wird die Verwaltung von Projektdaten noch stärker rationalisiert und automatisiert werden. Beispielsweise kann die Integration von künstlicher Intelligenz (KI) und maschinellem Lernen dazu genutzt werden, automatisch zu bestimmen, welche Zeichnungen zu welchem Projekt gehören, und sie mit vorhandenen 3D-Modellen abzugleichen, und zwar mit minimalem menschlichem Aufwand. Auch wenn viele Planende immer noch mit 2D-Zeichnungen arbeiten, hat diese Veränderung Vorteile für mehrere Parteien, wie z. B. Zeitersparnis und höhere Entwurfsqualität.
Automatisierte Planung
Dieses Jahr wird die Baubranche noch mehr auf datengesteuerte Entwurfsautomatisierung und parametrische Modellierung setzen. Die visuelle Programmierung erleichtert es Architekt*innen und Ingenieur*innen ohne Programmier-Kenntnisse, die Automatisierung an ihre Bedürfnisse anzupassen. So werden beispielsweise die automatische Kollisionserkennung, die automatische Generierung von Fertigungs- und Konstruktionszeichnungen und andere Automatisierungsfunktionen in die BIM-Software integriert, was zur Effizienzsteigerung und Fehlerreduzierung beitragen kann.
Eine automatisierte Planung kann auch dazu beitragen, sich wiederholende Aufgaben innerhalb des Entwurfsprozesses zu reduzieren und erweiterte Workflow-Anforderungen zu erfüllen, wie z. B. Qualitätsprüfungen oder regelbasierte Entwurfsanalysen. Die Abstimmung von CAD- und BIM-Werkzeugen auf den Prozess der Architekt*innen führt zu einer höheren Effizienz im Entwurfsprozess, was besonders wichtig ist, da Planungsbüros ihre Produktivität verbessern wollen.
Vernetztes BIM
Ein Begriff, der sich 2023 durchsetzen wird, ist "Connected BIM". Er beschreibt die Fähigkeit, Daten während des gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes oder einer Anlage zu verbinden. Während dies durch OPEN BIM, Cloud Computing und IoT-Sensoren erleichtert wird, bietet Connected BIM die Möglichkeit, Informationen aus verschiedenen Phasen und Quellen des Gebäudelebenszyklus zu analysieren und zu visualisieren, um Erkenntnisse zu gewinnen, bessere Entscheidungen zu treffen und die Gebäudeleistung zu optimieren. Das bezeichnen wir bei Nemetschek auch als Building Lifecycle Management. Für die AEC/O-Branche wird Connected BIM die Informationsübertragung und -integrität verbessern sowie die Fähigkeit, verschiedene Lösungen mit OPEN BIM zu verbinden.
Im Hinblick auf den Betrieb nutzt das Facility Management zunehmend digitale Zwillinge, indem es Sensoren für das Building Lifecycle Management einbezieht. Dies ermöglicht eine Live-Datenüberwachung zur Entscheidungsfindung, insbesondere für den zukünftigen Betrieb und kann Bereiche wie Energieverbrauch, Raumzuweisung, Anlagenleistung, Optimierung der Nutzungseffizienz und Überwachung des baulichen Zustands umfassen. Durch die Verknüpfung von Daten über offene Schnittstellen werden weitere Einblicke ermöglicht und es lassen sich Ableitungen für zukünftige Projekte treffen.
Erweiterte Visualisierungen mit Extended Reality
Technologien der erweiterten Realität (XR) wie VR und AR werden eingesetzt, um die Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten zu verbessern. Mit VR lassen sich beispielsweise virtuelle Begehungen von Gebäuden und Infrastrukturen erstellen, was die Kommunikation zwischen Designer*innen, Ingenieur*innen und Bauunternehmen verbessern kann. AR kann dazu verwendet werden, digitale Informationen über reale Umgebungen zu legen, um die Kommunikation zwischen den Arbeite*innen vor Ort zu verbessern und sie zu schulen.
Darüber hinaus können XR-Technologien zur Verbesserung von Entwurfs- und Bauprozessen eingesetzt werden. Mit VR können beispielsweise virtuelle Modelle und Tests durchgeführt werden, was zur Verringerung von Fehlern und Nacharbeit beitragen kann. AR kann verwendet werden, um auf der Baustelle Echtzeitinformationen wie Bauzeitpläne und Sicherheitsverfahren zur Verfügung zu stellen, was zu mehr Effizienz und Sicherheit beitragen kann.
Das Metaverse ist ein weiterer Bereich, von dem erwartet wird, dass er in diesem Jahr in der AEC/O-Branche mehr Beachtung findet. Als Erweiterung von XR bietet das Metaverse Projektteams eine einzigartige Umgebung für die Zusammenarbeit. Im Gegensatz zur VR, bei der die Benutzenden einen digitalen Zwilling eines Gebäudes erkunden können, zielt das Metaverse darauf ab, eine immersive Erfahrung zu schaffen, die es mehreren Teammitgliedern und Interessenvertretern ermöglicht, mit Hilfe von VR-Ausrüstung mit dem virtuellen Projektmodell zu interagieren. Darüber hinaus bietet es das Potenzial für eine zentrale Projekteinrichtung, in der alle Modelldaten gehostet werden können, um die Zusammenarbeit, die BIM-Koordination und die Visualisierung zu optimieren. Die potenziellen Vorteile des Metaverse sind enorm, so dass wir im Jahr 2023 sicher noch mehr über diese Technologie lesen werden.
Nachhaltiges Bauen
Der Trend zum umweltfreundlichen Bauen wird durch ein wachsendes Bewusstsein für die Umweltauswirkungen von Gebäuden und Bauverfahren sowie durch die Notwendigkeit, den Energieverbrauch und die Treibhausgasemissionen zu reduzieren, vorangetrieben. Derzeit werden fast 40 % aller Kohlenstoffemissionen von der Bauindustrie verursacht, und 20 % aller Materialien werden verschwendet – beides sind alarmierende Zahlen.
Für das Jahr 2023 werden mehrere wichtige Entwicklungen im Bereich des grünen Bauens erwartet. Niedrigenergiegebäude werden immer beliebter, wobei Energieeinsparungen durch den Einsatz erneuerbarer Energiequellen wie Solar- und Windenergie, energieeffizientes Design und Energiespeichersysteme erzielt werden. Der Einsatz passiver Bauweisen wie beispielsweise natürliche Belüftung und Tageslicht, die zur Senkung des Energieverbrauchs und zur Verbesserung der Luftqualität in Innenräumen beitragen können, werden ebenfalls an Bedeutung gewinnen. Ein weiterer Schwerpunkt wird die Gebäudeleistung und das Gebäudemanagement sein, um eine optimale Energieeffizienz zu erreichen.
Die Zukunft der Baubranche gestalten
Die AEC/O-Branche entwickelt sich ständig weiter und passt sich an neue Technologien und Trends an – auch 2023 wird die Digitalisierung in der Baubranche weiter voranschreiten. Die fortschreitende Verbreitung von BIM und digitalen Zwillingen, der Aufstieg von grünen Bauwerken, Automatisierung und sogar dem Potenzial des Metaversums zeigen, dass sich die Branche auf eine digitalere, datengesteuertere und nachhaltigere Zukunft zubewegt. Durch den Einsatz dieser Technologien können Architekt*innen, Ingenieur*innen und Bauunternehmen effizienter arbeiten, Fehler reduzieren und die Leistung von Gebäuden und Infrastruktur verbessern. Es wird spannend zu sehen, wie sich diese Trends weiterentwickeln und die gebaute Welt im laufenden Jahr beeinflussen.