Building Lifeycle Intelligence™ – Konsequente Datennutzung im Baulebenszyklus
Insbesondere bei komplexen Projekten ist ein modellbasierter Ansatz nicht effizient. Wie wäre es, wenn wir uns stattdessen auf die Daten selbst konzentrieren und diese an einem zentralen Punkt organisieren, auf den alle Beteiligten zugreifen können, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten?
Author
Viktor Várkonyi
Chief Division Officer, Planning & Design Division & Board Member Nemetschek Group
Dieser Artikel gehört zur Collection Building Lifecycle Intelligence
Zur ThemenseiteDie Komplexität von Bauprojekten nimmt immer weiter zu und die individuellen Anforderungen der Beteiligten vervielfachen sich. Mithilfe von Building Information Modeling (BIM) können alle Prozesse deutlich vereinfacht werden. Aber eine Hürde bleibt: Bei Building Information Modeling (BIM) stehen, wie der Name bereits impliziert, Informationen und Daten im Vordergrund.
Die Realität sieht jedoch leider häufig anders aus – die meisten BIM-Prozesse sind auf modellbasierte Arbeitsabläufe ausgerichtet. Dieser Ansatz bedeutet, dass zunächst Modelle auf der Grundlage bestimmter Anforderungen entworfen werden, dann erst werden Daten generiert und validiert. Bei der Weitergabe dieser Modelle an die nächste Berufsgruppe innerhalb des Gebäudelebenszyklus kommt es häufig zu Datenverlusten, die zu Fehlern führen. Insbesondere bei großen und komplexen Projekten ist dieser modellbasierte Ansatz alles andere als effizient. Wie wäre es, wenn wir uns stattdessen auf die Daten selbst konzentrieren und diese Daten an einem zentralen Punkt organisieren, auf den alle Beteiligten zugreifen können, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten?
Building Lifecycle Intelligence™: Der Beginn einer Reise mit einem enormen Veränderungspotenzial.
Aber was genau sind Daten? Daten stellen im Grunde eine Sammlung von Fakten dar, während Informationen die Art und Weise sind, wie diese Fakten im Kontext verstanden werden – organisiert, strukturiert, zugänglich und wiederverwendbar für andere. Gebäudedaten folgen einem Schema, das dynamisch über verschiedene Softwareanwendungen hinweg genutzt werden kann. Nicht-grafische Daten können die gesamte Wertschöpfungskette eines Bauprojekts steuern. Das bezeichnen wir bei der Nemetschek Group als Building Lifecycle Intelligence™. Der Ansatz benötigt ein offenes, vernetztes Ökosystem, in dessen Mittelpunkt alle Daten stehen, die Modelle und Dokumente dynamisch miteinander verbinden. Die Arbeit in einer offenen Cloud-Umgebung ermöglicht es jedem, sich über offene Protokolle und Standards zu verbinden und zu kommunizieren, wodurch ein echter Mehrwert für alle beteiligten Parteien entsteht.
Ein sehr gutes Anwendungsbeispiel ist Queen's Wharf in Brisbane, Australien, eines der größten Bauprojekte der Welt. Geplant und gebaut wird der beeindruckende neue Stadtteil mit Softwarelösungen der Nemetschek Group, die einen datengesteuerten Ansatz verfolgen.
Queen's Wharf wird sich über mehr als 12 Hektar im Central Business District von Brisbane erstrecken und 50 neue Bars, Cafés und Restaurants, 2.000 Wohnungen in drei Wohntürmen und mehr als 1.000 hochwertige Hotelzimmer umfassen. Zur Planung und Koordinierung der riesigen Mengen an Entwurfsdaten arbeitet das Projektteam mit digitaler Kollaboration. Sie verwenden Archicad für den Entwurf, dRofus für die Datenverwaltung, Solibri Office für die Modellprüfung und Bluebeam Revu für die umfassende digitale Dokumentation.
(c) Destination Brisbane Consortium | Cottee Parker
(c) Destination Brisbane Consortium | Cottee Parker
(c) Destination Brisbane Consortium | Cottee Parker
Mit einem BIM-Ansatz, bei dem das "I" - d.h. die Informationen - im Mittelpunkt stehen, organisiert das Team in diesem außerordentlich großen und komplexen Projekt mit seinen unzähligen Informationsebenen alle wichtigen Informationen an einem leicht zugänglichen, zentralen Ort. Mit dem Planungs- und Datenmanagement-Tool dRofus ist auch ein größeres Team in der Lage, alle relevanten Daten zu verarbeiten und die großen Mengen an Informationen, die aus verschiedenen Quellen kommen, zu konsolidieren; auch nutzbar für Teammitgliedern, die keine speziellen Kenntnisse der Bau-Softwarelösungen mitbringen.
Die gemeinsame und ständig aktualisierte Datenquelle für alle Disziplinen ermöglicht eine wirkliche Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten und ist ein echter „Game Changer“. Ein weiteres großartiges Beispiel ist das Glasblokkene-Projekt in Bergen in Norwegen. Das komplett digital geplante Krankenhaus zeigt überzeugend diese neue Arbeitsweise. Auch hier nutzen die Projektteams das Planungs- und Datenmanagement-Tool dRofus, um die Zusammenarbeit und Effizienz zu maximieren: Es ist die einzige Informationsquelle für das gesamte Projekt, von der frühen Planung über den Bau und die Übergabe bis hin zum Betrieb. Als „Master Asset Database“ für alle Disziplinen synchronisiert es sich mit den Modellen – immer auf dem neuesten Stand und für alle Beteiligten jederzeit verfügbar. Das Resultat sind erhebliche Einsparungen, bessere Kontrolle und wesentlich bessere Ergebnisse.
Bei dem Projekt in Bergen wurde die Produktdokumentation vor Baubeginn in dRofus erfasst, kontrolliert und gespeichert. Keiner der Beteiligten musste während des Projekts an verschiedenen Stellen nach den Informationen suchen. Die Auftragnehmer können das BIM-Modell und die dRofus-Datenbank direkt auf der Baustelle aktualisieren. Auf diese Weise konnte die Erstellung von pdfs im Projekt reduziert und ein erhebliches Maß an Zeit eingespart werden.
Building Lifecycle Intelligence™ umfasst darüber hinaus weitere Disziplinen und Vorgänge, mit einer zentralen Datenmanagementlösung wie dRofus als Dreh- und Angelpunkt. Unser Ziel in der Nemetschek Group ist es, durch datengetriebene Prozesse über den gesamten Lebenszyklus von Gebäuden und auf Basis offener Standards die Effizienz in der Baubranche deutlich zu steigern. Unsere Lösungen – wie Archicad, Allplan Bimplus, Solibri und Spacewell – können im Zusammenspiel mit dRofus erhebliche Vorteile für die Anwendenden bringen. dRofus ist das Bindeglied und bildet den roten Faden für das Common Data Environment und die Standardisierung von projektspezifischen IDs und Klassifizierungen. Unser Ansatz ermöglicht eine effiziente, disziplinübergreifende Koordination bis ins kleinste Detail durch Verbindungen zwischen allen Systemen aus allen Modellen innerhalb der Datenbank.
Bauleute, Architekten, Ingenieure, Bauunternehmer und Facility Manager stehen mit den aktuellen modellbasierten BIM-Prozessen im Grunde vor ähnlichen Herausforderungen: Die verschiedenen Berufsgruppen arbeiten nach Modellierungsstandards, die am besten zu den von ihnen erwarteten Lieferungen und vertraglichen Pflichten passen. Das hat zur Folge, dass dieselben Informationen viele Male modelliert werden, jedoch häufig unter verschiedenen Gesichtspunkten. Ebenso kommt es bei der Übergabe von Modellen von einer Projektphase zur nächsten zu Datenverlusten. Bei einem modellgesteuerten Ansatz führt die Erstellung und Verwaltung von Informationen innerhalb der Modelle folglich a) zur Bildung von Silos, b) bedeutet dies, dass wir kritische Informationen Modellen zuweisen, die eine begrenzte Lebenszeit haben, und c) beschränkt sich der Zugriff auf diejenigen Beteiligten, die über Kompetenzen im jeweiligen Autorentool verfügen.
Ein datengetriebener Ansatz löst alle oben genannten Probleme. Wenn wir die physische Speicherung von Geometrie und Informationen trennen und alle relevanten Daten während des gesamten Gebäudelebenszyklus in einer zentralen Datenbank speichern, können alle Beteiligten das Modell mit Informationen anreichern, die für alle Mitglieder des Projektteams sichtbar und nutzbar sind. Da die Daten auf einem Cloud-Server gespeichert sind, können alle BIM-Tools mit der zentralen Datenbank synchronisiert werden. Dies gewährleistet Konsistenz und Langlebigkeit der Informationen bis hin zur Verwaltung der Anlage. Die Vorteile: nahtlose, disziplinübergreifende Datenaggregation und Zusammenarbeit über den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes. Im Einzelnen bedeutet dies, dass die mit den Objekten verbundenen Metadaten während der gesamten Planungs-, Entwurfs-, Bau- und Betriebsphase gepflegt und aktualisiert werden. Mit einem datengesteuerten Designansatz werden diese Informationen in einem strukturierten, konsistenten Format generiert und sind für den Facility Manager leichter zugänglich. So können sie zum Beispiel bei Renovierungsarbeiten einfacher genutzt werden.
Im Gegenzug können die Daten und Erkenntnisse, die während der Betriebsphase eines Gebäudes – wir sprechen hier in vielen Fällen von 30 Jahren oder mehr – gewonnen werden, bei der Planung und Gestaltung des nächsten Gebäudes wiederverwendet werden. Wir müssen die Bauindustrie als einen immerwährenden Kreislauf betrachten, nicht nur, was die Wiederverwendung von Materialien (Kreislaufwirtschaft), sondern auch die Wiederverwendung von Daten betrifft. Der Zugang zur gesamten "Intelligenz" ist der Schlüssel zur Optimierung der Abläufe und zu besseren Entscheidungen für das nächste Projekt oder die nächste Projektphase. Mit Building Lifecycle Intelligence™ stehen wir am Anfang einer spannenden Reise zur Steigerung von Effizienz und Qualität. Eine Reise mit einem enormen Veränderungspotenzial.